Redispatch 2.0.

Netzstabilität mit gezieltem Einspeisemanagement sichern.

Als Redispatch bezeichnet man den Eingriff und die Steuerung der Einspeiseleistung von Erzeugungsanlagen in das Stromnetz mit dem Ziel, die Netzstabilität jederzeit sicherzustellen. Um eine Balance zwischen Stromerzeugung und –nachfrage zu erreichen, ermitteln die Verteil- oder Anschlussnetzbetreiber anhand von Prognose-Modellen den zukünftig zu erwartenden Stromverbrauch. Dabei wird kalkuliert, ob in den nächsten 36 Stunden mit Engpässen oder Überproduktionen im Netz zu rechnen sind. Ist dies der Fall, werden Kraftwerke oder andere Erzeugungsanlagen aufgefordert, ihre Stromproduktion entsprechend zu reduzieren oder ggf. zu erhöhen.

Redispatch-Maßnahmen in unserem Netzgebiet.

Informationen über die im Netzgebiet der ovag Netz GmbH durchgeführten Redispatch-Maßnahmen finden Sie hier:

Datenaustausch über die Plattform Connect+.

Die voranschreitende Energiewende mit immer mehr dezentralen und kleineren Stromerzeugungsanlagen stellt die Netzbetreiber bei der Netzregulierung zunehmend vor Herausforderungen. Während früher nur größere Stromerzeuger oder Kraftwerke Eingriffe in ihre geplante Stromproduktion vornehmen bzw. erdulden mussten, werden seit Oktober 2021 auch kleinere Erzeugungsanlagen ab einschließlich 100 kWp Leistung für die Sicherung der Systemstabilität mit einbezogen. Mittlerweile sind täglich viele Eingriffe notwendig, um regionale Überlastungen oder Netzengpässe einzelner Leitungsabschnitte im Übertragungsnetz auszugleichen – Tendenz weiter ansteigend. Für eine gezielte Ab- und Zuschaltung von Anlagen-Kapazitäten ist daher ein permanenter Datenaustausch zwischen Netz- und Anlagenbetreibern unverzichtbar geworden. Zu diesem Zweck wurde auch die Datenplattform Connect+ eingerichtet und die Regelungen des vorherigen Einspeisemanagements von EEG- und KWKG-Anlagen aufgehoben und in den Redispatch 2.0 überführt.

Folgende Erzeugungsanlagen sind vom Redispatch 2.0 betroffen:

  • EEG-Anlagen mit installierter Leistung ab einschließlich 100 kWp
  • KWK-Anlagen mit installierter Leistung ab einschließlich 100 kW
  • Anlagen < 100 kW, wenn diese durch den Verteilnetzbetreiber gesteuert werden können

Aufgaben und Pflichten des Anlagenbetreibers beim Redispatch 2.0.

Auch Anlagenbetreiber sind beim Redispatch 2.0 involviert. Wesentliche Aufgaben sind z. B.:

  • Benennung eines Einsatzverantwortlichen (EIV) und eines Betreibers der Technischen Ressource (BTR)
  • Bereitstellung von Stammdaten
  • Bereitstellung von Bewegungsdaten
  • Bereitstellung von Nichtverfügbarkeitsdaten
  • Festlegung des Bilanzierungsmodells: Planwertmodell oder Prognosemodell
  • Festlegung der Abrufart für die Leistungsreduzierung: Aufforderungsfall oder Duldungsfall

Wichtig für Anlagenbetreiber: Alle Prozesse – einschließlich der Lieferung von Plandaten und Nichtbeanspruchbarkeiten – müssen rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres bedient werden. Für den Datenaustausch sind dabei bestimmte Formate vorgegeben, die über die Datenplattform Connect+ übermittelt werden können. Bitte informieren Sie sich zu diesem Thema und sprechen Sie ggf. mit Ihrem Direktvermarkter, ob er in diesem Zusammenhang die Rolle des Einsatzverantwortlichen übernimmt. Weitere Infos erhalten Sie auch auf der Website des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) unter: Redispatch 2.0

Redispatch 2.0: Unterschied zwischen Planwertmodell und Prognosemodell.

  • Planwertmodell

    Beim Planwertmodell übermittelt der Einsatzverantwortliche täglich einen Prognosefahrplan an den Verteilnetzbetreiber. Dieser Plan enthält die geplante Einspeisung im Viertelstundentakt und bildet die Basis für die Netzstabilitätsberechnungen und die Durchführung energetisch notwendiger Netzausgleiche.
  • Prognosemodell

    Wird das Prognosemodell angewandt, erstellt der Verteilnetzbetreiber täglich den Prognosefahrplan unter Einbeziehung von Wetter- und Anlagendaten und führt die energetischen Ausgleiche zur Netzstabilität durch.

Welches Modell zum Einsatz kommt, liegt in der Entscheidung des Einsatzverantwortlichen. Liegt keine explizite Entscheidung vor oder befindet sich die Anlage in der normalen EEG-Vergütung (ohne Direktvermarktung), wird für die Anlage automatisch das Prognosemodell angewendet.

Wie läuft die Steuerung einer Anlage im Falle eines Abrufs im Redispatch 2.0?

Für den Abruf sind beim Redispatch 2.0 zwei Fälle vorgesehen:

  • Duldungsfall

    Bei einem Duldungsfall steuert der anweisende Netzbetreiber die Anlage direkt.
  • Aufforderungsfall

  • Bei einem Aufforderungsfall wird der Einsatzverantwortliche (EIV) aufgefordert, die Anlage auf den Wert zu steuern, der vom Netzbetreiber vorgegeben wird. Die Anweisung wird dabei über die Datenplattform Connect+ an den EIV gesendet.

Wenn keine explizite Entscheidung für einen der beiden Fälle vorliegt, wird eine Anlage automatisch als Duldungsfall behandelt. Soll der Aufforderungsfall zur Anwendung kommen, muss dies der Einsatzverantwortliche mit uns abstimmen, damit die Anlagensteuerung ggf. vorab getestet werden kann.

Redispatch 2.0 FAQ.